Trotz kleinerer kultureller Zeitverschiebung zwischen der Crew und der Marina-Security, im Bezug auf die Duschzeiten von 5.30 Uhr, konnten wir pünktlich um 6.00 Uhr den Hafen von Vigo hinter uns lassen und motorten frohen Mutes durch die aus Westen aufsteigende Dünung der vorgelagerten Isla del San Martin. Leider keine Nacht vor den wunderschönen Naturstränden geankert werden konnte, da die Genehmigung durch die örtlichen Behörden mindestens 5 Tage gedauert hätte. Nichtsdestotrotz sollte man die Inseln für einen nächsten Törn im Auge behalten.
Nach den ersten Kreuzversuchen gegen den frischen Nordwestwind wurde die ETA pessimistisch auf 4.00 Uhr morgens des nächsten Tages geschätzt. Mit neuer, an die Mägen angepasste, Wachverteilung setzten wir unsere Fahrt gen Norden fort. Begleitet von immer wiederkehrenden Delphin-Schulen, leichtem Meeresleuchten nach Sonnenuntergang und schönstem Sternenhimmel und Mondschein stellte sich die Strecke doch als langwieriger heraus als zunächst befürchtet. Um Mitternacht hatten wir erst die Hälfte unserer kräftezehrenden Pilgerfahrt geschafft, obwohl bereits um 18.30 Uhr das Ende der Welt mit dem „Cap Finistre“ quer ab gesichtet wurde. Doch durch abflauenden, immer nördlicher drehenden Wind und kräftigem Gegenstrom wurde die Strecke zur Galizischen Hauptstadt zur absoluten Gedultsprobe. Dabei halfen auch die ein oder anderen nächtliche Vorsegelwechsel nicht. Letztlich wurde nicht nur aufgrund des fehlenden Windes sondern auch zum Laden der matten Batterie bei Sonnenaufgang der Motor angeschmissen. So erreichten wir um 11.30 Uhr und nach knapp 30-stündiger Fahrt das nur 90 Meilen von Vigo entfernte A Coruña, das uns mit spanischem Sommer und Dolce Vita bei 13°C und Nieselregen begrüßte.
Da wir nicht wussten, womit wir diesen Kreuzgang verdient hatten, wollten wir uns vorsichtshalber von allen vergangenen und kommenden Sünden befreien und die Pilgerfahrt mit einem Besuch in Santiago de Campostella beschließen. Als drittwichtigste Stadt des katholischen Glaubens und Ende des berühmten Jakobswegs schien sie uns bestens für dieses Vorhaben geeignet. Das Ticketcenter für die durchnummerierten Beichtstühle der Kathedrale war leider geschlossen und so übten wir uns vorsorglich in stiller Buße und würdigten mit einem verregneten Stadtrundgang die Sehenswürdigkeiten und historischen Gemäuer.
Nach einem langen von Wünschen und Entbehrungen, Hoffnungen und Anstrengungen geprägten Tag wurden wir zum Abend mit einem hervorragenden Menü aus zart geschmortem Schweinekotelett, MINIPAPRIKA, Tomate-Mozzarella, Salat und Baguette in Kombination mit feinstem Portwein verwöhnt. Sollte sich unser Vorgehen auszahlen? Wir wissen es noch nicht. Daher bereiten wir uns gespannt auf die kommende Etappe über die Biskaya vor. Bisher wird von 3 Tagen Fahrzeit ausgegangen: hoffen wir, dass unserer Weg zum christlichen Glauben den lieben Gott und seinen Handlanger Rasmus wohlgestimmt hat.
Der Gast (Kai) für die Peter-Crew
Als ein nahestehender Freund des Schiffers Andreas, mit 32 Jahren Niederlassung in Spanien, erlaube ich mir einige geographische Korrekturen vorzuschlagen:
1. Es heisst Santiago de C o mpostela (wohl in Bezug auf den Apostel Jakob)
2. Bei der Vigo vorgelagerten Insel handelt es sich um die Isla de San Martiño. Sie bildet die südlichste der Cies-Inselgruppe. Eine eventuelle Ankererlaubnis dort zu erhalten, scheint recht unwahrscheinlich, hat Spanien diese Inselgruppe doch als Naturschutzgebiet erklärt.
3. Meine diversen Shiptracker, mit denen ich versuchte, dem Kurs des PvD zu folgen, gaben vor Cap Finisterre (auf Galizisch: Cabo Fisterre) den Geist auf.
Das war’s.
Vielen Dank für die erfrischenden Kommentare eures blogs + Fotos. Weiterhin Mast- und Schotbruch und eine triumphale Einfahrt nach Kiel.
Rüdiger
Sympathisant