Es war nett auf Guadeloupe, aber andere Länder haben auch hübsche Inseln, wir setzen also Segel nach Antigua. Nachmittags geht’s nach der letzten Trommel Wäsche los und wir verlassen Hafen und Bucht von Pointe-à-Pitre. Der Wind dreht ein wenig motivationslos in der Gegend herum, entscheidet sich dann aber dauerhaft für Ost und wir kreuzen mit G3 und Groß im ersten Reff gegenan, um zwischen der Ostspitze von Grand Terre und La Désirade hindurchzulaufen. Danach ist es ein Anlieger auf English Harbour, Antigua. Wir haben eine sternklare Nacht aus dem Ponyhof-Wunsch-Bilderbuch Karibik, Teil 1. Der Wind pendelt zwischen 16 und 21 kn, die Welle schiebt meist ein wenig mit und wir machen gute Fahrt. Wir erreichen Antigua mit der Morgensonne, der Hafen ist noch nicht wach, der Harbour Master auch nicht – und bevor der uns keinen Liegeplatz zuweist, dürfen wir nicht an Land. O.K. – es ist Sonntag. Wir kreiseln im Hafen herum und haben wieder einmal eines der kleineren Schiffe. Gegen neun Uhr dürfen wir dann festmachen und Ole verschwindet für eineinhalb Stunden zum Behördendreikampf an Land: Harbour Master, Zoll, Immigration Office – Ole allein beschäftigt sechs Beamte und sie ihn. – Wir dürfen an Land, die Nationalpark-Verwaltung betreibt die Duschen und möchte pro Kopf zwei US-Dollar. Barbara hat die HASPA gesichtet, geht auf Besuch und bringt Gäste und Kaffee mit zurück. Unserer war alle und Gäste sind sowieso willkommen.
Im übrigen verteilt sich die Crew in der Gegend auf der Suche nach Stränden, Postkarten und Getränken im Schatten. Alle sind erfolgreich. Zum gemeinsamen Abendprogramm bringt uns ein freundlicher Taxifahrer (Nissan-Minibus für bis zu 14 Personen) mit frommer Mütze und gelb-buntem Hemd. Ziel ist Shirley Heights, hoch oberhalb von English Harbour. Es gibt Life-Musik, Gegrilltes zu moderaten und Getränke zu halbwegs moderaten Preisen. Wir mischen uns unter Kreuzfahrer, britische Hotelgäste aller Altersstufen und nur recht wenige Einheimische und senken den Altersdurchschnitt der Veranstaltung. Eine 20-köpfige Steelband spielt sich langsam ein, alles trinkt und isst und wippt ein wenig mit den Füßen. Ab 18 Uhr wird allseits die Nahrungsaufnahme unterbrochen, Fotoapparate werden gezückt und das Defilee der Gäste erwartet den Sonnenuntergang. Tourismusgerecht fällt die Sonne heute noch vor Snapper Point theatralisch ins Wasser, statt etwas weiter nebenan profan hinter dem Berg zu versinken. Die Steelband forciert das Tempo, sämtliche erwartbaren karibischen Gassenhauer sind durch und irgendwann tobt reiner Rhythmus. Die Partymeute swingt sich ein. Als das Dunkel die Dämmerung besiegt hat, hauen die Steeldrum-Jungs noch mal richtig drauf – und sind nach kurzem Crescendo auf einmal ganz fix weg. Die Reggae-Combo übernimmt die angewärmte, vorgeglühte Feiergemeinschaft und unsere Crew sucht sich passende Stehplätze. Ronny hat schon.
Ich setze mich irgendwann auf eine Mauer mit Blick über die Bucht. English und Falmouth Harbour geben hintereinander ein wunderbares Lichterpanorama, der Sternenhimmel tut das Seine dazu und über mir steht klar der Orion – Karibik-Bilderbuch, Teil 2. Die Reggae-Musik trägt zur Stimmung bei, es geht uns gut.
Wieder einmal geht mir durch den Kopf, dass uns allen das Leben mal gewaltig in die Fresse haut und dass wir alle unser Teil zu tragen oder runterzuwürgen haben. Abende wie dieser entschädigen – ASV hilft. Da sitze ich dann auf meiner Mauer, genieße die Karibik, vermisse meine Frau und freue mich auf zuhause, dem Winter zum Trotz. Aber wir haben noch Barbuda vor uns mit weiten Stränden, Segeln noch bei Tag und Nacht, mehr von Sint Maarten. Die Etappe ist noch nicht zuende und das ist auch gut so. Ich trage gerne kurze Hosen.
Und nun runter von der Mauer, zurück ins Getümmel. Einige Musik später wollen wir zurück auf’s Schiff, der freundliche Taxifahrer hat uns wieder und bringt uns heim.
Der Tag geht, Johnny Walker kommt … nicht in Frage Wir haben schließlich Rum an Bord. (Wer kennt die Werbung noch?). Soll heißen: auch wenn einige schon in die Koje wollen, wollen andere noch den Absacker, schwatzen, laue Nacht. Karibik-Bilderbuch, Teil 3.
Der Tag heute sieht uns noch am Strand, beim Einkauf, bei ein wenig Arbeitsdienst an Bord. Noch haben nicht alle Nelson’s Dockyard ausreichend erkundet. Es ist britisch, museal und sehenswert. Und auf irgendeiner Veranda wartet auch noch ein Planter’s oder ein Eistee auf mich. Oder beides. Morgen früh dann Kurs Barbuda.
Soweit, ich muss an Deck. Die Touristen von den Kreuzfahrtschiffen werden durch den Hafen geführt und anständige Segler haben Positur und Kolorit zu geben. Gehabt Euch wohl, kommt gut durch Eure Tage! Wir grüßen, wir danken, wir stellen uns oben auf’s Foto, Jolly Sailor und so …
Am Ende vieler Worte: Kay für die und mit der Peter-Crew