Rum ist gut. Das wissen Seeleute schon seit vielen hundert Jahren und so ist es nicht verwunderlich, dass der Rum und die Seefahrt wie miteinander verwoben scheinen. Dies liegt unter anderem daran, dass auf den Überfahrten in die Kolonien Wasser und Bier regelmäßig verdarben und so die Royal Navy auf die Idee kam den Matrosen Rum zu trinken zu geben.
Da fällt mir direkt eine kleine Anekdote zu ein. Admiral Vernon, der Old Grog genannt wurde (er trug einen Regenmantel aus Grogram), streckte den Rum mit Wasser und würzte ihn, wenn vorhanden mit Limettensaft und Zucker, damit seine Crew immerhin einigermaßen einsatzfähig war. Der findige Leser kann sich sicher denken, welches, auch hier in Norddeutschland beliebte Getränk, aus dieser Sitte entstand.
Zurück zum eigentlichen Thema. Rum ist nicht gleich Rum. Er wird in fast allen Ländern der Welt produziert, in denen Zuckerrohr angebaut wird. So verschieden die Länder sind, so verschieden ist dann letztendlich auch das Ergebnis der Destillation, die auf unterschiedlichste Weise durchgeführt wird. Sehr schön ist, dass viele der Rum produzierenden Länder auf unserer Reiseroute liegen. Da ich selber erst auf den Kanaren dazu stoßen werde, fange ich einfach dort an, ein paar der Rumarten und Sorten, die wir kennenlernen können, vorzustellen.
Da auf Gran Canaria Zuckerrohr angebaut werden kann, finden sich dort einige Destillerien (z.B. Arehucas). Dies führt dazu, dass Spanien einen der größten Rummärkte Europas besitzt.
Der nächste Stopp auf der Reise wird St. Lucia sein. Hier wurde der Zuckerrohranbau durch den der Banane ersetzt und somit wird der einzige Rum von der St. Lucia Distillers Group of Companies produziert. Die Melasse wird aus Guyana importiert.
Die nächste und rumtechnisch deutlich interessantere Insel ist Martinique. Um genau zu sein wird dort kein Rum, sondern Rhum produziert. Es handelt sich hierbei um den, von Holger schon beschriebenen, Rhum Agricole. Dieser wird auch auf den anderen französischen Übersee-Departements Guadeloupe und La Réunion hergestellt. Auf Martinique gelten für die Herstellung gesetzliche Regeln, die sehr gut in dem für den gesamten Artikel als Grundlage benutzten Buch „Cocktailian 2: Rum & Cachça“ nachzulesen sind. Ich selber bin ein riesiger Fan von Agricole, da er einfach eine unvergleichliche Frische im Geschmack aufweist. Ich hoffe natürlich, dass ich in den nächsten Monaten noch vergleichbare Geschmackserlebnisse erfahren darf.
Auf Grenada gibt es wohl auch sehr gute, aber nicht sehr bekannte Rums. Hier sollte man sich vielleicht eher auf die Gewürze, für die die Insel vor allem bekannt ist konzentrieren. Vielleicht schreibe ich demnächst einen Artikel darüber.
Der nächste erwähnenswerte Stopp auf der Route sind die BVI. Von hier kommt der Pusser´s Rum, einem Verschnitt aus Rums von den BVI, Guyana und Trinidad. Dieser ist die Grundlage für den Cocktail „Painkiller“ der in der Soggy Dollar Bar auf den BVI erfunden wurde. Ihren Namen verdankt die Bar der Tatsache, dass es dort keine Anlegestelle für Schiffe gab und die Gäste zur Bar schwimmen mussten. Die Getränke mussten sie daher mit „Soggy Dollars“ (feuchten Dollars) bezahlen. Es wäre cool, wenn es den Laden noch gibt. Das Rezept stammt aus den 70´er Jahren. (Nachtrag: Die Bar gibt es tatsächlich noch!)
Zum Schluss unserer Karibiktour werden wir noch mal in der Dominikanischern Republik Halt machen. Hier werden die auch in Deutschland für nicht allzu viel Geld (z.B. bei Citti) zu erwerbenden Rums Berceló, Brugal und Bermudez hergestellt.
Mitten auf dem Atlantik machen wir dann noch einmal ein kleines Päuschen auf den Bermudas. Hier wird traditionell eine Mischung aus Ginger Beer und dort produziertem Rum getrunken. Wird dieser Drink aus Gosling´s Black Seal Rum und Barritt´s Ginger Beer hergestellt erhält man einen der beiden einzigen mit Trademark versehenen Cocktails. Der andere ist übrigens der Bacardi Cocktail. Ach ja, aus steuerlichen Gründen hat eben diese Rummarke ihren Sitz auf die Bermudas verlegt.
Am Schluss der Reise kommen wir dann in Deutschland an. Wie ihr sicher schon gemerkt habt wird in Deutschland kein Zuckerrohr angebaut. Stattdessen wird etwas anderes produziert, was als Rum-Verschnitt in den Regalen liegt. Was das genau ist, habe ich erst jetzt erfahren. Es handelt sich um hocharomatischen jamaikanischen „High-Ester-Rum“, der mit Neutralsprit und Wasser geblendet wird. Prost! Ich glaube der gute Admiral Vernon würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass so etwas nach ihm benannt ist.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die vielfältigen Seiten dieses wunderbaren Getränkes geben. Ich plane übrigens über meine Erfahrungen mit den diversen Rums auf diesem Blog zu berichten.