Hinter den Kulissen…

… tief in der Navi, bei 33°C und dem vertrauten Geruch von Diesel, wurden Wind, Wetter und Strömungen analysiert und verwegene Pläne geschmiedet. Die Leser dieses Blogs erhalten nun exklusiven Einblick in unsere geheimsten Pläne.

Nach den Gewichtsersparnismaßnahmen (nie hatte der Peter so wenig Tiefgang) nun zum Wetter, zum Strom und zum Routing:

Die Karte zeigt den Bodenluftdruck im nördlichen Teil der Karibik. Die Virgin Islands sind die Inseln rechts am unteren Rand. Bermuda liegt ziemlich genau nördlich davon auf dem 32. Breitengrad. Auf den ersten Blick wird deutlich: Die Isobaren sind spärlich gesäht, was leider eng mit der erwarteten Windgeschwindigkeit verbunden ist. Ein Tiefdruckgebiet ist vor kurzem nördlich von Bermuda vorbeigezogen, das nächste hängt noch über Florida fest und wird uns keinen Wind liefern.

Der Blick in die Grib-Files macht die Lage noch deutlicher:

Dieses Bild zeigt die Vorhersage für Samstag, den 04.05.13 um 18 Uhr UTC, was unserer Startzeit (12:00 LT) entspricht. Mit Hilfe von befiederten Windpfeilen (halbe Feder = 5 kn, ganze Feder 10 kn, usw.) und einer Falschfarbskala werden hier Windrichtung und Stärke dargestellt. (Anmerkung, vereinfacht: ab etwa 12-15 kn Wind läuft der Peter schon ganz gut…) Das Tiefdruckgebiet aus Florida hat sich zwischenzeitlich abgeschwächt und in das Gebiet nördlich der Dominikanischen Republik verlagert. Es bringt hier alles durcheinander (stört den Passat) und wir werden zum Start schwachen SW-Wind (<10 kn) bekommen. Bermuda ist auf dem Bild oben im oberen, rechten Drittel zu erkennen, schräg unter der Isobarenmarkierung „1014“.

Obige Abbildung zeigt den von der ARC vorgegebenen Kurs für die ersten Meilen bis auf den offenen Atlantik: Thatch Island und Jost van Dyke an Steuerbord, Great Tobago an Backbord lassend. Bei SW-Wind wird daher morgen mit weißen (großen) Segeln gestartet. Die US Virgin Islands liegen natürlich im Weg (also im Wind) und werden das Vorankommen erschweren. Zusätzlich werden lokale Land- und Seewindgefüge, kombiniert mit den sich stochastisch bewegenden Charterbooten dafür sorgen, dass uns nicht langweilig wird.

Die weiteren Aussichten: Sonntag, gegen Mittag Ortszeit, verschlechtert sich die Lage noch. (Anmerkung: Kreissymbole in den Grib-Files bedeuten, dass keine Windrichtung feststellbar ist). Wir werden vermutlich am Sonntag irgendwo nördlich der BVI parken, vom Antillenstrom langsam in westliche Richtung vertreibend. Ihr dürft gerne an uns denken.

Apropos Strom: Wenn wenig Wind ist, wird der Einfluss des Stromes immer wichtiger. Nils als Elbsegler wird da sicher zustimmen. Nach einiger Recherche im Internet wurde ein Service entdeckt, der kostenlose, tagesaktuelle und hochauflösende Grib-Files der Atlantikströmungen bereitstellt. Fernab vom Golfstrom bewirken Antillenstrom, Wind und unterschiedliche Wassertemperaturen dennoch bemerkbare Ströme und Wirbelströme, die sogenannten „Eddies“. Das nachfolgende Bild zeigt einige, die uns in den ersten Tagen begegnen werden, hier erkennt man Strömungsgeschwindigkeit von ca. 0,3 – 0,6 kn. Ob und wie wir diese Informationen tatsächlich nutzen können, wird sich zeigen. Dank Inmarsat haben wir sie (genau wie Wetterkarten und Grib-Files für den Wind) jederzeit verfügbar.

Die weiteren Aussichten:

Am Montag (s.o.) könnte sich dann langsam östlicher Wind durchsetzen, der allerdings nur sehr schwach ist und dann südlicher dreht, je weiter nach Norden wir kommen (wie es sich an der SW-Seite eines Hochs gehört).

Dienstag gegen Mittag besteht dann (am 3. Tag) nach derzeitiger Prognose erstmalig eine gute Chance auf Wind aus der richtigen Richtung mit einer guten Stärke. Da diese Prognose mehr als 72h in der Zunkunft liegt, ist sie wie alle weiteren Aussagen zur Wetterentwicklung derzeit als vage einzustufen. Wir werden also zusehen, wie wir mit den Bedingungen, die wir vorfinden, zurechtkommen und darüber sicher an dieser Stelle berichten.

Schließen möchte ich den Bericht mit den Worten von Nils abschließen, der nach dem Wetterbriefing richtig erkannte: „Im Endeffekt ist das eigentlich auch alles egal. Hauptsache, wir fahren in die richtige Richtung.“ Danke, Nils.

Wir freuen uns auf die Überfahrt!

Ole für die Crew des PvD.

Sicherheitstraining

Dienstag und Mittwoch standen unter dem Zeichen verschiedener Sicherheitstrainings, die wir teilweise eigenständig an Bord, teilweise im Rahmen von Vorbereitungsseminaren der ARC absolvierten.

Die Arbeiten am Schiff sind nun abgeschlossen und die Crew gönnt sich ein wenig „Privatzeit“, bevor es morgen um 10 Uhr in Richtung der Startlinie losgehen wird.

Start ist um 12 Uhr LT, es ist allerdings sehr wenig Wind angesagt. Scherzhaft munkelt man hier am Steg die beste Vorbereitung für das Rennen sei die Investition in Dieselkanister. Das wir dennoch umfangreichere Vorbereitungen – vor allem zum Thema Sicherheit und Notmanöver – getroffen haben zeigen folgende Bilder.

 

Sicherheitscheck:

Der Peter hat den ARC-Sicherheitscheck dank guter Vorbereitung durch die Crew gerade in Rekordzeit bestanden – den Rest des Tages hat der Schiffer Landgang genehmigt.

Veröffentlicht unter Ticker

Nanny Cay – Ein paar Fotos…

…wie angekündigt hier ein paar Bilder von Bord und der näheren Umgebung.

ASV hilft …

Es war nett auf Guadeloupe, aber andere Länder haben auch hübsche Inseln, wir setzen also Segel nach Antigua. Nachmittags geht’s nach der letzten Trommel Wäsche los und wir verlassen Hafen und Bucht von Pointe-à-Pitre. Der Wind dreht ein wenig motivationslos in der Gegend herum, entscheidet sich dann aber dauerhaft für Ost und wir kreuzen mit G3 und Groß im ersten Reff gegenan, um zwischen der Ostspitze von Grand Terre und La Désirade hindurchzulaufen. Danach ist es ein Anlieger auf English Harbour, Antigua. Wir haben eine sternklare Nacht aus dem Ponyhof-Wunsch-Bilderbuch Karibik, Teil 1. Der Wind pendelt zwischen 16 und 21 kn, die Welle schiebt meist ein wenig mit und wir machen gute Fahrt. Wir erreichen Antigua mit der Morgensonne, der Hafen ist noch nicht wach, der Harbour Master auch nicht – und bevor der uns keinen Liegeplatz zuweist, dürfen wir nicht an Land. O.K. – es ist Sonntag. Wir kreiseln im Hafen herum und haben wieder einmal eines der kleineren Schiffe. Gegen neun Uhr dürfen wir dann festmachen und Ole verschwindet für eineinhalb Stunden zum Behördendreikampf an Land: Harbour Master, Zoll, Immigration Office – Ole allein beschäftigt sechs Beamte und sie ihn. – Wir dürfen an Land, die Nationalpark-Verwaltung betreibt die Duschen und möchte pro Kopf zwei US-Dollar. Barbara hat die HASPA gesichtet, geht auf Besuch und bringt Gäste und Kaffee mit zurück. Unserer war alle und Gäste sind sowieso willkommen.

Im übrigen verteilt sich die Crew in der Gegend auf der Suche nach Stränden, Postkarten und Getränken im Schatten. Alle sind erfolgreich. Zum gemeinsamen Abendprogramm bringt uns ein freundlicher Taxifahrer (Nissan-Minibus für bis zu 14 Personen) mit frommer Mütze und gelb-buntem Hemd. Ziel ist Shirley Heights, hoch oberhalb von English Harbour. Es gibt Life-Musik, Gegrilltes zu moderaten und Getränke zu halbwegs moderaten Preisen. Wir mischen uns unter Kreuzfahrer, britische Hotelgäste aller Altersstufen und nur recht wenige Einheimische und senken den Altersdurchschnitt der Veranstaltung. Eine 20-köpfige Steelband spielt sich langsam ein, alles trinkt und isst und wippt ein wenig mit den Füßen. Ab 18 Uhr wird allseits die Nahrungsaufnahme unterbrochen, Fotoapparate werden gezückt und das Defilee der Gäste erwartet den Sonnenuntergang. Tourismusgerecht fällt die Sonne heute noch vor Snapper Point theatralisch ins Wasser, statt etwas weiter nebenan profan hinter dem Berg zu versinken. Die Steelband forciert das Tempo, sämtliche erwartbaren karibischen Gassenhauer sind durch und irgendwann tobt reiner Rhythmus. Die Partymeute swingt sich ein. Als das Dunkel die Dämmerung besiegt hat, hauen die Steeldrum-Jungs noch mal richtig drauf – und sind nach kurzem Crescendo auf einmal ganz fix weg. Die Reggae-Combo übernimmt die angewärmte, vorgeglühte Feiergemeinschaft und unsere Crew sucht sich passende Stehplätze. Ronny hat schon.

Ich setze mich irgendwann auf eine Mauer mit Blick über die Bucht. English und Falmouth Harbour geben hintereinander ein wunderbares Lichterpanorama, der Sternenhimmel tut das Seine dazu und über mir steht klar der Orion – Karibik-Bilderbuch, Teil 2. Die Reggae-Musik trägt zur Stimmung bei, es geht uns gut.

Wieder einmal geht mir durch den Kopf, dass uns allen das Leben mal gewaltig in die Fresse haut und dass wir alle unser Teil zu tragen oder runterzuwürgen haben. Abende wie dieser entschädigen – ASV hilft. Da sitze ich dann auf meiner Mauer, genieße die Karibik, vermisse meine Frau und freue mich auf zuhause, dem Winter zum Trotz. Aber wir haben noch Barbuda vor uns mit weiten Stränden, Segeln noch bei Tag und Nacht, mehr von Sint Maarten. Die Etappe ist noch nicht zuende und das ist auch gut so. Ich trage gerne kurze Hosen.

Und nun runter von der Mauer, zurück ins Getümmel. Einige Musik später wollen wir zurück auf’s Schiff, der freundliche Taxifahrer hat uns wieder und bringt uns heim.

Der Tag geht, Johnny Walker kommt … nicht in Frage  Wir haben schließlich Rum an Bord. (Wer kennt die Werbung noch?). Soll heißen: auch wenn einige schon in die Koje wollen, wollen andere noch den Absacker, schwatzen, laue Nacht. Karibik-Bilderbuch, Teil 3.

Der Tag heute sieht uns noch am Strand, beim Einkauf, bei ein wenig Arbeitsdienst an Bord. Noch haben nicht alle Nelson’s Dockyard ausreichend erkundet. Es ist britisch, museal und sehenswert. Und auf irgendeiner Veranda wartet auch noch ein Planter’s oder ein Eistee auf mich. Oder beides. Morgen früh dann Kurs Barbuda.

Soweit, ich muss an Deck. Die Touristen von den Kreuzfahrtschiffen werden durch den Hafen geführt und anständige Segler haben Positur und Kolorit zu geben. Gehabt Euch wohl, kommt gut durch Eure Tage! Wir grüßen, wir danken, wir stellen uns oben auf’s Foto, Jolly Sailor und so …

Am Ende vieler Worte: Kay für die und mit der Peter-Crew